Wir werden häufig gefragt: „Habt ihr in eurem Gyrocopter eigentlich ein Navi?“
Die Antwort: Jein.
Wir können mit Navigationssystemen fliegen – einige unserer Maschinen wie der Cavalon 915iS sind im digitalen Cockpit mit einem Garmin-System ausgestattet. Auch in den Maschinen, die kein eingebautes Navigationssystem haben, können wir beispielsweise Tablets mit Navi mit Klettverschlüssen im Cockpit oder mit einem Kniebrett auf dem Oberschenkel des Piloten anbringen. Für dein Reiseflug ist das eine sehr angenehme Form der Navigation: Wir fliegen einfach einer Linie auf der Karte entlang.
Trotzdem lernen alle Flugschüler in ihrer Ausbildung ausschließlich die Navigation per Karte!
Warum? Aus drei ganz einfachen Gründen:
- Technik, die begeistert: Das Navigationssystem könnte Dir jederzeit ausfallen.Wenn Du die Karte dann nicht aktiv verfolgt hast, bist Du unter Umständen orientierungslos und erstmal nicht in der Lage, Deine Position zu bestimmen.
- Blindes Vertrauen: Flugplätze werden mit 4 Großbuchstaben bezeichnet – Saarlouis-Düren hat beispielsweise die Kennung EDRJ. Schnell ist ein Vertipper passiert: Wenn ein Buchstabe nicht stimmt, ist das Ziel der Flugroute ganz schnell ein anderer Flugplatz. Es soll bereits Piloten gegeben haben, die kilometerweit in die falsche Richtung geflogen sind, da sie dem Navigationssystem „blind“ gefolgt sind und die Führung in die falsche Richtung nicht bemerkt haben.
- Manchmal läuft nicht alles nach Plan: Viele hält ein Navigationssystem davon ab, sich intensiv mit der Route zu beschäftigen. Bei einer Flugplanung per Karte ziehen wir ganz klassisch eine Linie von Startflugplatz zu Landeflugplatz. Dabei sehen wir sofort, was auf unserer Strecke liegt, was wir aus der Luft sehen sollten und ob es beispielsweise Sperrgebiete gibt, die wir umfliegen müssten. Zudem kann es ja immer vorkommen, dass wir die Route außerplanmäßig ändern oder zwischenlanden müssen – etwa weil sich die Witterung verschlechtert. In dem Fall sollten wir wissen, welche Flugplätze sich nahe unserer ursprünglich geplanten Route befinden wir müssen bereit und flexibel sein, um von unserem Kurs abzuweichen.
Auf der ICAO-Karte, nach der wir fliegen, ist all das eingezeichnet, was wir aus der Luft eindeutig sehen und zuordnen können: breite Straßen und Autobahnen, Eisenbahnlinien, Flüsse und Seen, Türme und Kraftwerke, Windräder und größere Ortschaften und Städte. Natürlich sehen wir auch die Flugplätze und Flughäfen mit entsprechenden Angaben wie Funkfrequenz oder Platzhöhe.
Abschließend lässt sich also sagen, dass ein Navigationssystem eine bequeme Art ist, ans Ziel zu kommen. Aber doch sollten wir in der Lage sein, mit einem Auge parallel in eine analoge Karte zu sehen – wenn auch nur für den Fall der Fälle.
Du willst Deine navigatorischen Fähigkeiten auffrischen? Theoretisch kannst Du das in unserem Theorie-Refresher Kurs – für die Praxis eignet sich da ein Safety-Training!