Jahr für Jahr lädt die Deutsche Flugsicherung zum Pilotentag am DFS Campus in Langen (bei Frankfurt) ein. Wir konnten wieder einige der sehr begehrten Plätze ergattern und sind mit unserem Team vor Ort gewesen.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst, dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung, der Eisenschmidt GmbH und vielen weiteren, für die Luftfahrt relevanten Unternehmen und Partnern, hat die Deutsche Flugsicherung wieder eine sehr informative und für alle Privatpiloten ins Pflichtprogramm gehörende Veranstaltung auf die Beine gestellt.
In ca. 30 Vorträgen wurden Neuigkeiten aus der Luftfahrt, Problemstellungen des fliegerischen Alltags, Wetterphänomene und aktuelle Entwicklungen der Branche vorgestellt, analysiert und erläutert.
Hier ein kleiner Auszug aus dem Programm:
Deutsche Flugsicherung
Luftraumgrenzen in Zeiten von GPS, Funkabdeckung und Funklöcher
Flugspurvisualisierung im Lage- und Informationszentrum der Deutschen Flugsicherung
Entwicklungen im Bereich der Drohnen
Funkverkehr mit der Deutschen Flugsicherung – Phrasiologie und Missverständnisse
Flugvorbereitung, Flugberatung & Aufgabe von Flugplänen
Überwachung der zeitgerechten Landung & Search-and-Rescue Verfahren
Entwicklung und Gestaltung neuer ICAO Luftfahrtkarten
Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung – Aufgaben & Zuständigkeiten
Deutscher Wetterdienst:
Informationsgewinnung aus Meteogrammen, Cross-Sections und Vertikalprofilen
Herbstwetter in der Fliegerei – was man beachten sollte!
Eisenschmidt:
Awareness Campaign 2019 – Besonderheiten der Vergangenheit und was noch auf uns zukommt
Pilots Communication – was bedeutet Kommunikation überhaupt?
Aus diesem Programm möchten wir beispielhaft zwei Themen herausgreifen, die uns im fliegerischen Alltag jederzeit begegnen und die evtl. sogar direkten Einfluss auf unsere Rundflüge bzw. die Rundflugtermine haben:
1. Informationsgewinnung aus Meteogrammen
Vor jedem Flug gehört zu einer sorgfältigen Flugvorbereitung auch der Blick ins Flugwetter und die Analyse des Wettergeschehens in den nächsten Stunden.
Über ein Meteogramm können wir uns anschauen, wie sich das Wetter im Tages- und Wochenverlauf entwickeln wird und ob aus einem schönen Sommertag mit ein paar kleinen Wolken ein Gewittertag ohne jegliche Flugmöglichkeit wird. Hierzu nutzen wir spezielle Tools des Deutschen Wetterdienstes, die nur wenig mit den bekannten Wetter-Apps oder Online-Vorhersagen zu tun haben.
Dabei geht es uns beim “Wetter” nicht nur um einen schönen Himmel, sondern auch um Wind und Windgeschwindigkeiten, Windböen am Boden, Wolkenuntergrenzen, aufziehenden Nebel, Regen, Sichtverhältnisse nach vorne und zum Boden usw.
Stimmen einige dieser Faktoren nicht mehr, kann es sogar vorkommen, dass wir an einem vermeintlich schönen Tag, an dem wir vormittags noch sehr gut fliegen konnten, nachmittags sämtliche Rundflüge absagen müssen. Ein sonniger Rundflug kann sonst zu einem nassen Blindflug werden und am Ende des Tages kommen wir nicht mehr heim, weil sich in Saarlouis ein Gewitter zusammengebraut hat, von dem man z.B. in Trier nichts mitbekommt.
Das ist auch der Grund, warum wir manchmal sogar mehrfach einen Rundflug verschieben müssen….denn das machen wir nicht um unsere Gäste zu ärgern, sondern um ihnen ein einzigartiges und schönes Flugerlebnis zu ermöglichen. 😉
Mit dem Vortrag des Deutschen Wetterdienstes können wir diese Meteogramme (mit denen wir ja bereits arbeiten) noch präziser auswerten um noch besser auf die zu erwartenden Bedingungen reagieren zu können.
2. Kommunikation während des Fluges
Wer schon einmal mit uns geflogen ist, kennt das sicherlich…..”Delta Mike Alpha…..Queranflug Piste 25…..VFR Lokalflug….Wind aus 180 mit 5 Knoten….wilco…..”
Was für die meisten als unverständliches Kauderwelsch im Headset ankommt, ist für die Piloten vollkommen normale Kommunikation, entweder untereinander, mit dem Tower oder der Flugsicherung.
Damit es hier nicht zu Verständnisproblemen oder (gefährlichen) Fehlinterpretationen kommen kann, ist die Funkkommunikation sehr klar und eindeutig geregelt. Durch die erlernten Phrasen und immer wieder gleichen Funksprechgruppen (quasi eine Art Satzbaukasten) können unterschiedliche Menschen, an unterschiedlichen Orten und in unterschiedlichen Flugzeugen, effizient und schnell miteinander kommunizieren, sodass jeder weiß, was der andere gerade vorhat oder von ihm will, selbst wenn man als Passagier nur Rauschen und Bahnhof versteht.
Grundvoraussetzung einer reibungslosen und unmissverständlichen Kommunikation ist, dass sich alle Verkehrsteilnehmer auch an die Vorgaben halten (ähnlich wie im Straßenverkehr an einer Kreuzung ohne Ampeln). Hierzu wurden wieder Beispiele und Situationen aus dem Alltag gezeigt, bei denen durch vermeintlich unwichtige Kleinigkeiten schnell Gefahren entstehen können, an die man selbst kaum denken würde.
Durch reale Situationen, die jeder Pilot kennt und bei denen es 1000 mal gutgeht beim 1001. mal aber vielleicht nicht, können wir dieses Wissen für uns selbst und unsere Flugschüler wieder ins Bewusstsein rufen, um das vorhandene Niveau auf einem permanent hohen Level zu halten.
Neben diesen kleinen und einfachen Beispielen gibt es noch zig andere Dinge, die wir alle mitnehmen konnten und über die wir uns in unseren regelmäßigen Treffen am Flugplatz austauschen.
Dank solcher Vorträge, Gesprächen mit anderen Piloten oder der Flugsicherung, den Austausch untereinander und der permanenten Weiterbildung in Theorie und Praxis, können wir vor, während und auch nach der Flug-Saison sicherstellen, dass wir uns und unsere Gäste nicht nur heil rauf und wieder runter bringen, sondern die Sicherheit in der Privatfliegerei allgemein und für alle Beteiligten stetig verbessern.
In diesem Sinne:
“Das Fliegen macht den Vogel, nicht die Flügel.” (Johann Jakob Mohr, 1824 – 1886)