Motorausfall beim Gyrocopter Flug – und dann?

Allein diese Überschrift sorgt in Verbindung mit dem Thema Fliegen bei vielen Menschen schon für eine leichte bis mittelschwere Panik-Attacke.

  • Fallen wir dann mit dem Gyrocopter wie ein Stein vom Himmel?
  • Kann der Gyrocopter dann überhaupt noch fliegen?
  • Was passiert wirklich bei einem Motorausfall?

Wir zeigen euch was wirklich passiert – und warum unsere Piloten auch hierbei entspannt bleiben.

Betrachten wir zunächst einmal die Frage, warum ein Motor überhaupt ausfällt und – wenn er es denn tut – wie wahrscheinlich das denn tatsächlich ist.

Die heutzutage in der Luftfahrt eingesetzten Motoren sind extrem zuverlässig und ausfallsicher, unter anderem deshalb, weil mit zwei redundanten Zündkreisen gearbeitet wird, so dass der Motor auch beim Ausfall eines Zündkreises trotzdem noch zuverlässig weiterläuft.

Zusätzlich werden unsere Motoren alle paar Stunden gründlich gecheckt und gewartet – so sind Auffälligkeiten schon früh zu erkennen und wir sind immer besonders sicher im Tragschrauber unterwegs.

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Natürlich kann es theoretisch aus verschiedenen technischen Gründen heraus zu einem Ausfall kommen, beispielsweise durch Überhitzung, völligen Ölverlust oder ähnlichem. Diese Dinge sind aber auch äußerst selten und geschehen in der Regel nicht von jetzt auf gleich, sondern kündigen sich durch entsprechende Anzeigen der Instrumente oder durch Warnleuchten an.

So können wir mit dem Tragschrauber noch bevor überhaupt etwas passiert ist sicher landen (siehe hierzu auch den Blog „Sicherheitsaußenlandung“).

Was denkt ihr denn was die häufigste Ursache für Motorausfälle in der Luftfahrt ist?

Für viele Leser sicherlich überraschend: Spritmangel!

Das menschliche Versagen, einfach zu wenig getankt oder falsch kalkuliert zu haben ist die häufigste Ursache, dass ein Luftfahrzeug in eine Notlage gerät! Deshalb ist das Thema Flugplanung schon in der Ausbildung essentiell wichtig , damit ich immer weiß: Wie viel Sprit habe ich – und wie lange reicht er mir?

Halten wir hier aber kurz zusammenfassend fest: Motorausfälle kommen in der Realität beim Tragschrauber unglaublich selten vor!

Was passiert aber nun beim Gyrocopter, wenn wir den Motor im Flug ausschalten oder er wirklich ausfällt?

 Erfreulicherweise passiert zunächst nichts Gravierendes:

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Im obigen Video könnt ihr euch davon überzeugen, wie sanft und ruhig wir auch mit stehendem Motor fliegen und navigieren können – so macht Tragschrauberfliegen nicht nur besonders viel Spaß, sondern gehört auch zum sichersten Fliegen!

Wir fliegen also einfach weiter, mit einem leichten Höhenverlust und einem Gleitwinkel von ca. 1:3 (d.h. bei einer Höhe von 500m über Grund können wir noch ca. 1.500m weit fliegen, bis wir aufsetzen müssen).

Der wichtigste Aspekt zunächst ist: Wir fallen nicht vom Himmel, und das OHNE dass wir sofort reagieren müssen! Die Maschine ist auch weiterhin voll manövrierfähig und ein geübter Pilot kann weiterhin alle Standardmanöver ausführen, auch inklusive einer sicheren Landung.

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Perfekte Landung – trotz stehendem Motor!

Da sich der Hauptrotor des Gyrocopters während des Fluges immer in Autorotation befindet ändert der Wegfall der Leistung des Schubpropellers am grundsätzlichen Flugverhalten nichts, außer dass wir aufgrund der fehlenden Leistung die Höhe nicht mehr halten können und kontinuierlich im sanften Gleitflug sinken.

Was die Steuerung angeht, verliert das Seitenruder aufgrund des fehlenden Propeller-Luftstroms etwas an Wirkung und muss über die Pedale intensiver bedient werden als bei laufendem Propeller. Es ist aber trotzdem voll funktionsfähig und wird übrigens vor allem für Start und Landung benötigt und nicht wie man meinen könnte für den normalen Kurvenflug.

Kurz zum Vergleich – was passiert beim Helikopter, wenn wir den Motor ausschalten?

Hier ist eine sofortige Reaktion des Piloten erforderlich! Die Zeitfenster, innerhalb derer reagiert werden muss, liegen je nach Maschine teilweise unterhalb von zwei Sekunden (!). Der Pilot muss sofort über die verschiedenen Steuermechanismen des Helikopters dafür sorgen, dass er in Autorotation kommt, da der Heli im Unterschied zum Gyro ja eben nicht dauerhaft in Autorotation ist.

Reagiert der Helikopter-Pilot nicht, fällt der Heli wirklich wie ein Stein vom Himmel!

Je nach Flugphase ist ein Motorausfall auch beim Gyrocopter natürlich unterschiedlich kritisch zu bewerten:

Allgemein die schnellste Reaktion im Falle eines Ausfalls muss bei niedrigen Höhen über Grund erfolgen, beispielsweise in der Startphase, da dann natürlich nur ein sehr begrenzter Zeitraum zum sicheren Landen zur Verfügung steht.

All diese Manöver werden in der Ausbildung intensiv trainiert und unter anderem gehört auch das tatsächliche vollkommene Abschalten des Triebwerks zur Ausbildung. Natürlich fühlt es sich das erste Mal sehr seltsam an, wenn das sonore Brummen verstummt – merkt man aber relativ schnell, dass nichts schlimmes passiert legt sich die Aufregung wieder.

Denn nur wer die Stille und das besondere Feeling, das sich bei abgeschaltetem Motor ergibt, auch live erlebt hat, kann im Ernstfall gelassen und passend reagieren.

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