So ein Rundflug von 30 Minuten oder 1 Stunde vergeht leider buchstäblich wie im Flug. Doch bis man mit seinem Passagier im Gyrocopter sitzt, hat der Pilot und das gesamte Team um ihn herum einiges zu tun.
Damit sich unsere Rundfluggäste ein Bild davon machen können, was genau vor und nach einem Rundflug passiert, möchten wir Euch mit diesem Beitrag einen Einblick in einen typischen Rundflugtag in chronologischer Reihenfolge geben.
Die Terminkoordination im Vorfeld und die Beachtung der betriebsstundenabhängigen Wartungsintervalle erfolgt bereits lange vor dem eigentlichen Flug und machen einen nicht unerheblichen Teil der Arbeit rund um die Fliegerei aus.
Da dieser Teil aus fliegerischer Sicht aber weniger spannend ist, gehen wir jetzt einfach mal von einer gerade erst durchgeführten Wartung und einem bereits vereinbarten Termin für einen Flug aus.
Unsere Arbeit (wenn man die Fliegerei überhaupt als “Arbeit” bezeichnen kann) beginnt ca. 24 Stunden vor dem vereinbarten Rundflug, denn im Vorfeld müssen die NOTAM (Notices to Airmen = Mitteilungen an Piloten) bei der Deutschen Flugsicherung abgerufen werden. Besonderheiten einzelner Flugplätze, Warnungen, Hinweise oder Informationen über militärische Übungen und gesperrte Lufträume werden hierüber mitgeteilt. Ein verantwortlicher Luftfahrzeugführer hat sich diese Mitteilungen IMMER vor einem Flug anzuschauen, vom Segelflieger bis zum Piloten eines A380.
Anschließend folgt ein Blick ins Flugwetter und ggf. die Analyse von Meteogrammen (s. Beitrag vom Pilotentag 2019), Windgeschwindigkeiten und Bewölkung.
Ist auch hier alles in Ordnung, ist der theoretische Teil geschafft.
Also ab zum Flugplatz, rein in den Gyrocopter und los? Nein!
Ca. 1-2 Stunden vor dem Gyrocopter Rundflug sollte man als Pilot am Flugplatz sein, da vor jedem Flug der sogenannte Vorflugcheck erfolgt. Anhand einer vom Hersteller des Fluggeräts vorgegebenen Checkliste werden bei uns ca. 20 Punkte rund um den Gyrocopter abgearbeitet.
Um mal einige Beispiele zu nennen:
- Ölstand kontrollieren
- Kühlmittelstand kontrollieren
- Benzinstand/Tankinhalt kontrollieren und ggf. nachtanken
- Seilspannung der Seitenruderseile kontrollieren
- Luftdruck der Reifen kontrollieren
- Schweißnähte und Schrauben überprüfen
- Rotorblätter und Bolzen auf Beschädigungen überprüfen
- Motorschläuche überprüfen (Risse, Undichtigkeiten, lockere Verbindungen)
Die Checkliste ist noch wesentlich umfangreicher und muss unbedingt gewissenhaft und mit voller Konzentration abgearbeitet werden, da diese Punkte die direkte Flugsicherheit für uns Piloten und den Passagier sicherstellen. Selbst kleine technische Fehler oder Beschädigungen werden so erkannt noch bevor man den Gyrocopter aus der Halle rollt.
Ok, dann jetzt aber rein und ab in die Luft? Noch nicht!
Vor dem Flug erfolgt gemeinsam mit dem Passagier eine kurze Sicherheitseinweisung und wir kümmern uns darum, dass der Passagier angeschnallt mit Helm und Headset im Gyrocopter sitzt.
Danach wird der Motor gestartet und muss erst einmal warmlaufen, da die Höchstleistung direkt beim Start gefordert wird und das Motoröl unbedingt die richtige Temperatur haben muss.
Der Motor ist warm, die Start-Checkliste ist abgearbeitet und die Instrumente funktionieren alle. Wir nähern uns also mit großen Schritten unserem Flug.
Aber auch wenn wir bereit zum Abflug sind, dürfen wir nicht einfach kreuz und quer über den Flugplatz rollen und nach Lust und Laune starten.
Bevor wir die Maschine in Bewegung setzen, melden wir uns mit unserem Kennzeichen per Funk beim Tower an und teilen unsere Absicht mit. Das Ganze hört sich dann in etwa so an: „Delta Mike Delta Alpha Yankee, Tragschrauber mit 2 Personen auf dem Vorfeld für einen VFR Lokalflug, erbitte Rollinfo.“
Der Tower teilt uns daraufhin mit, welche Startbahn in Betrieb ist und hilft, je nach Betrieb am Flugplatz, eine gewisse Ordnung auf dem Vorfeld und den Rollwegen zu halten. Da alle Piloten auf derselben Frequenz den Funk mithören, wissen auch alle Beteiligten am Boden und in der Luft, wo wir uns befinden und was wir vorhaben.
Wir rollen also in Richtung Startbahn, dann erfolgt noch ein letzter Motorcheck unmittelbar vor dem Start und wenn die Bahn frei und kein anfliegender Verkehr in Sicht ist, geht es endlich los.
Aufgrund der guten Vorbereitung und mit dem Wissen über das aktuelle Wetter und Luftraum-Besonderheiten im Hinterkopf, können wir gemeinsam mit unserem Passagier einen hoffentlich unvergesslichen Flug erleben und auch auf spontane Wünsche á la „Können wir mal über das Saar-Polygon und die Saarlouiser Altstadt fliegen?“ eingehen.
Das entspannte Sightseeing überlassen wir aber immer unseren Passagieren, denn während des Fluges ist man als Pilot damit beschäftigt, den Luftraum und Flugverkehr zu beobachten, die Positionsmeldungen im Funk mitzuhören und die Instrumente im Auge zu behalten. Selbstverständlich bleibt aber noch genügend Freiraum, um alle Fragen unserer Passagiere zu beantworten und Infos zur Geschwindigkeit und Höhe auszutauschen.
Nach der Landung, dem Abstellen des Gyrocopters und der Verabschiedung des Passagiers ist für alle Beteiligten der spannendste Teil des Tages vorbei, aber wir Piloten haben noch keinen Feierabend.
Damit unsere Gyrocopter jeden Tag wie neu aussehen, wird nach dem Flug die Maschine und vor allem der Rotor geputzt, da jeder „Mückenschiss“ die Aerodynamik negativ beeinflusst.
Steht der Gyrocopter dann wieder in der Halle, muss jeder Flug des Tages inkl. Betriebszählerstand, Uhrzeit, Name des Passagiers und die Anzahl der Landungen im eigenen Flugbuch eingetragen werden, erst danach heißt es „Feierabend“……fast!
Denn wenn am nächsten Tag erneut ein Rundflug ansteht, sitzt man abends wieder zuhause am PC und schaut sich bereits die Mitteilungen der Flugsicherung und das Wetter des nächsten Tages an. Der Spaß beginnt also quasi nahtlos von Vorne.
Aber grau ist alle Theorie!
Mit einem Rundflug-Gutschein kann sich jeder selbst davon überzeugen, ob der Tag auch wirklich so abläuft….spätestens wenn man mit dem Putzlappen in der Hand auf dem Flugplatz steht. 😉